Jens Wimmers Boogie Trio
icon.crdate09.09.2019
Owingen - das New Orleans am Bodensee Für Jens Wimmers ist es nur ein Zufall. „Der Boogie-Woogie fand seinen Beginn in Lousiana, in New Orleans. Genauso gut hätte Owingen der Entstehungsort sein können”, sagte der Pianist aus Franken. „Das eine liegt am Mississippi, das andere am Bodensee. Wo ist der Unterschied”, fuhr er fort und erweckte mit seiner philosophischen Frage Heiterkeit beim Publikum.
Owingen - das New Orleans am Bodensee
Für Jens Wimmers ist es nur ein Zufall. „Der Boogie-Woogie fand seinen Beginn in Lousiana, in New Orleans. Genauso gut hätte Owingen der Entstehungsort sein können”, sagte der Pianist aus Franken. „Das eine liegt am Mississippi, das andere am Bodensee. Wo ist der Unterschied”, fuhr er fort und erweckte mit seiner philosophischen Frage Heiterkeit beim Publikum.
Doch egal ob Südstaaten oder Linzgau: die Stimmung konnte auch in „New Owingen” nicht bes-ser sein. Und so entführten Jens Wimmers, Gunther Rissmann und Stephan Schmeusser die Zuhö-rer im kultur|o hundert Jahre in die Vergangenheit - einer Zeit, deren Musik die Jahrzehnte über-dauert hat und deren Lebensfreude auch heute ansteckt. Mit dem stampfenden, schnaubenden Stakkato eines Dampfrosses ging es zurück in die 1920-er bis 1950-er Jahre, inszeniert von Ste-phan Schmeusser, der mit dem Besen weich über die Trommel wischte und so vor dem geistigen Auge die Lok am „Honky Tonk Trail” vorbeiziehen ließ. Nicht viel später folgte ihr Glenn Millers Swing-Klassiker „Chattanooga Choo Choo”, manchen besser bekannt als „Sonderzug nach Pan-kow”. So nahm das Konzert gleich vom Start weg an Fahrt auf, hin und wieder unterbrochen von romantischen Stücken, die Jens Wimmers mit den Worten ankündigte: „Nehmen Sie Ihren Nach-barn in den Arm. Lehnen Sie sich an seine Schulter.”
Auch Rumba oder Tango klangen an, um doch im Swing zu enden und Jens Wimmers zu der Frage zu veranlassen: „Haben Sie gemerkt, dass wir Stücke verfremden und verboogiewoogien?” Dem Publikum war es egal, es wippte, nickte, federte, dass es eine Freude war. Und auch die Tas-ten des Pianos hatten denselben Spaß, die gleiche Lust. „Selbst unser Flügel freut sich, dass Jens Wimmers nachher auf ihm spielt”, hatte Andrea Benz vom Kulturkreis in ihrer Begrüßung ange-kündigt. Sie sollte recht behalten. Das Klavier schien den Musiker noch gut von seinem Auftritt 2017 in Erinnerung zu haben, denn es gab alles - so wie der Bass des Hipoltsteiners Gunther Rissmann und Stephan Schmeussers Trommel, einem Originalinstrument aus den 1920-er Jahren.
Boogie-Woogie gehört zur Familie der Swing-Tänze. Er entstand aus dem East Coast Swing und dem Lindy Hop. Beide Tanzstile variieren und erfinden Figuren mit akrobatischen Elementen. Nichts wäre vielleicht schlimmer gewesen, als bei diesem Konzert dabei zu sein und sitzen bleiben zu müssen, das Blut in Wallung zu haben und es nicht ausleben zu können. Hier hatte der Owin-ger Kulturkreis vorgesorgt. Eine Seite des Saales war von Anfang an unbestuhlt geblieben, um den Gästen zu ermöglichen, unbändiger Lebensfreude Ausdruck zu verleihen. Von weither waren Tänzer angereist, um sich diese Chance nicht entgehen zu lassen, so wie Bernd Wedele und Jutta Stader von der Reichenau, Maria Bente und Werner Fehrenbach aus Konstanz, Harry und Maria Graschi aus Romanshorn. Sie waren der Empfehlung Ulrike und Bernd Zollers gefolgt und wir-belten nun mit einer unglaublichen Schnelligkeit und Ästhetik durch den Saal. Auch dieses Mal hatte es sich das Überlinger Tanzpaar nicht nehmen lassen, ins kultur|o zu kommen, um mit ihrem Boogie-Woogie die Zuschauer restlos zu begeistern. Bernd Zoller - authentisch gekleidet im Stil der 20-er Jahre (selbst die Ärmelhalter durften nicht fehlen) - schien mit seinen Tanzfiguren alle anatomischen Gesetze außer Kraft zu setzen.
Die Zuhörer drehten sich auf den Stühlen hin und her: um das Boogie-Trio auf der Bühne hören, die Tänzer im Saal sehen und sich selbst zu der heißen Musik bewegen zu können. Manchen Gast hielt es dabei nicht auf den Sitzen, wie beispielsweise Angelika und Franz Alber. „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile” hatte schon Aristoteles dargelegt. Das Zusammenspiel von Tanz, Musik und den leckeren Häppchen der Tanzgruppe der Owinger Hexen, den Shakalakas, fügte sich zu einem wunderbaren Abend, an dem Jens Wimmers am Schluss lobend feststellte: „Wir fühlen uns in Owingen sehr wohl. Es ist familiär hier und schön. Den Kulturkreis zeichnet große Professionalität aus.“
Und so ergeht ein herzlicher Dank an die Shakalakas für die Bewirtung, Julian Ehrlich für die tat-kräftige Unterstützung, Klaus Stark für die Tontechnik, den beiden begnadeten Tänzern Ulrike und Bernd Zoller sowie ihren Freunden für die grandiose Show.
Angelika Thiel
(Fotos: Klaus Schielke)